29.02.24

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Vom Grasland zur blühenden Artenvielfalt

ERFOLGREICHE REGENERATION UND BIODIVERSITÄTSFÖRDERUNG DURCH GEZIELTE PFLANZUNGEN


Die Komplexität der Natur und ihre Regenerationsfähigkeit begeistern mich immer wieder aufs Neue. Standen wir an derselben Stelle vor 2 Jahren noch auf einer verdichteten und feuchten Wiese, die für nichts recht geeignet schien, offenbart sich jetzt eine blühende Vielfalt rund um die Bäumchen, die hier zur Sortenzüchtung angepflanzt wurden und ihr erstes Jahr an ihrem endgültigen Standort absolviert haben. Dabei brachte das Jahr eine Menge Herausforderungen

 Auf ein feuchtes Frühjahr, das die Pflanzung verzögerte, folgte eine lange Trockenperiode. Für die Bäumchen eine besondere Herausforderung, so lange noch keine Pflanzengesellschaft etabliert ist. Das Angießen ist da ein Muss zum Überleben, Wachstum findet kaum statt. Erst zum Ende des Sommers bringen Niederschläge Entspannung und helfen vor allem einer sich immer mehr etablierenden Pflanzenvielfalt.

Für die Aussaat hatten wir eine Mischung gewählt, die eine breite Palette von einheimischen Wildblumen und Gräsern enthielt. Sie soll dazu beitragen, die Biodiversität zu fördern und Lebensräume für Insekten und andere Tiere zu schaffen. Zwischen den Pflanzreihen säten wir die „Veitshöchheimer Blühmischung“, da diese mehrjährig ist und langanhaltend blüht. Zu den Hauptsaaten gehören Klatschmohn, Margerite, Korn-, Ringel- und Flockenblume. Die Kräuter Wiesensalbei und Schafgarbe entfalten ihre heilende Wirkung auch auf das Bodenmikrobiom. Rotklee und Luzerne sind bekannt für die Förderung der Stickstofffixierung im Boden. Noch wichtiger erscheint uns aber die Durchwurzelung des Bodens. Vor der Pflanzung der Bäume und der Ansaat der Blühmischung wurde mit einem Untergrundlockerer der Boden im Abstand von 70 cm angehoben und gelockert, ohne dabei das Bodengefüge zu zerstören. Bei diesem Verfahren bleiben die Bodenschichten dort wo sie hingehören und werden nicht wie beim Pflügen vermischt oder gewendet. 


Durch den Schnitt mit dem Titanzinken gelangt Luft in verdichtete Böden, Verdichtungshorizonte werden aufgebrochen und die Lockerung bewirkt, dass winzige Hohlräume entstehen. Bakterien und Pilze, Bodengetier, allen voran Regenwürmer, und natürlich die Pflanzenwurzeln haben Raum zu wachsen und sich zu bewegen. Wir denken dabei nicht nur an die Obstbäumchen. Die Lockerung in der Fläche ist nur dann erfolgreich, wenn vielfältig stark und tief wurzelnde Gräser schnell einen Lebendverbau bewerkstelligen und so das Gesamtgefüge stabilisieren. Für den Randbereich der Pflanzung, der so gut wie nie befahren werden muss, bietet sich ein Hochstaudensaum an, also eine Pflanzengemeinschaft, die aus mehrjährigen Pflanzen besteht, darunter Stauden wie Storchschnabel, Rittersporn, Beinwell, Phlox und Glockenblumen. Dazu Gräser und Wildblumen wie Sonnenhut und Wilde Malve. Selbst über den Winter bleiben diese Pflanzen stehen und bieten einer Vielfalt von Lebewesen Nahrung und Überwinterungsmöglichkeiten. 


 Beim Gang durch diese blühende Vielfalt verschwänden die Bäumchen fast zwischen den hohen Gräsern und Stauden, wären da nicht die Holzstäbe, die ein gerades Wachstum fördern. Daran angebracht sind die Täfelchen mit QR-Codes, die uns wissen lassen, um welche Kreuzung es sich bei dem jeweiligen Bäumchen handelt. Am Ende des Sommers sind die Bäumchen Teil einer funktionierenden, vielfältigen Pflanzengesellschaft geworden.


DIE ANSAAT DER PFLANZEN VERBESSERT DIE BIOLOGISCHE VIELFALT; STÄRKT DAS BODENMIKROBIOM UND VERHILFT UNSEREN BÄUMEN ZU MEHR RESILIENZ